Der Weg zur Spitzenleistung

In diesem Blogartikel werden wir gemeinsam erkunden, wie du durch Fleiß und die richtige Einstellung an die Spitze gelangen kannst. Oftmals hören wir Aussagen wie „Wow, du bist für diesen Sport geboren!” in Bezug auf herausragende Athleten, die mit ihren Leistungen auffallen und ihre Umgebung begeistern. Aber ist das wirklich der Fall? Sind Spitzenleistungen genetisch bedingt oder vom Schicksal vorbestimmt?

Wir werden uns die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter dem Buch „Was heißt schon Talent“ anschauen, welches die Prozesse in Gehirn und Körper untersucht, die für Spitzenleistungen verantwortlich sind. Dabei wirst du erfahren, warum Mozarts musikalisches Genie weniger mit Wundern als vielmehr mit anderen Faktoren zu tun hatte und weshalb Profisportler nicht ausschließlich aufgrund ihres Talents Goldmedaillen gewinnen.

In diesem Artikel werden wir zudem aufzeigen, wie du neue Fertigkeiten bis zur Perfektion entwickeln kannst, welche Schritte nötig sind, um Höchstleistungen jederzeit abrufen zu können, und wie sich deine Erfolgschancen verändern, wenn du am selben Tag wie eine Berühmtheit Geburtstag hast. Begleite uns auf dieser spannenden Reise, auf der wir gemeinsam lernen, uns an die Spitze zu kämpfen – mit Fleiß, Hingabe und der richtigen Einstellung.

Erfolg entsteht durch Training

Intensives Training spielt eine weitaus wichtigere Rolle als vermeintlich angeborenes Talent, wenn es um herausragende persönliche Leistungen geht. Oft neigen wir dazu, außergewöhnliche Erfolge auf bessere Erbanlagen, göttliche Eingebung oder Schicksal zurückzuführen. Wunderkinder wie Mozart, der bereits im Alter von sechs Jahren die Welt mit seinen musikalischen Fertigkeiten verzauberte, gelten oft als Beispiele für angeborenes Talent.

Doch diese Annahme entspricht nicht der Realität. Um ein solches Talent zu entwickeln, sind Tausende von Übungsstunden erforderlich – auch für vermeintliche Genies. Forschungen zeigen, dass die meisten Wunderkinder früh mit dem Training beginnen und zahlreiche Stunden intensiver Arbeit in ihr Können investieren. Als der sechsjährige Mozart beispielsweise durch Europa tourte, hatte er bereits rund 3.500 Stunden Musikunterricht absolviert. Im Vergleich zu anderen Pianisten mit ähnlich viel Übungszeit waren seine Leistungen nicht unbedingt spektakulär, er vollbrachte sie lediglich in jungen Jahren.

Intensive Übung kann jedem außergewöhnliche Fähigkeiten verleihen. Eine Studie über junge Violinisten ergab, dass ihre Leistungen direkt mit der Zeit korrelierten, die sie in ihrer Kindheit und Jugend mit intensivem Üben verbracht hatten. Die besten unter ihnen hatten im Durchschnitt 10.000 Stunden geübt, während die weniger talentierten nur etwa 4.000 Stunden investiert hatten.

Da es kein angeborenes Genie zu geben scheint und sich jeder durch hartes Training in einen Meister verwandeln kann, stellt sich die Frage: Steckt nicht in jedem von uns das Potenzial, ein kleiner Mozart zu werden?

Greife nach den Sternen

Um wirklich großen Erfolg zu erzielen, ist es entscheidend, unbeirrt nach scheinbar unerreichbaren Fertigkeiten zu streben. Stellen wir uns ein Kind vor, das versucht, sein Lieblingslied am Klavier nach Gehör nachzuspielen. Es verbringt Stunden damit, die richtigen Töne zu finden. Sobald das Lied erkennbar ist, hört es jedoch auf, so ehrgeizig an seinem Klavierspiel zu arbeiten.

Dieses Verhalten ist typisch: Viele Menschen üben nicht hart genug, um wirklich gut in etwas zu werden. Wir neigen dazu, nur so lange zu üben, bis wir mit anderen mithalten können. Sobald dieses Niveau erreicht ist, trainieren wir oft nur noch das, was wir bereits beherrschen, anstatt uns neuen Herausforderungen zu stellen.

Im Gegensatz dazu geben sich die Besten in einem Bereich nicht mit dem Erreichten zufrieden. Sie streben nach Fertigkeiten, die über ihrem aktuellen Niveau liegen. Was bedeutet das für deinen eigenen Weg zum Erfolg? Sich einer anspruchsvollen Aufgabe zu stellen, die zunächst außerhalb deiner Reichweite erscheint, erfordert Konzentration und Disziplin.

Natürlich besteht die Gefahr, bei einer völlig neuen Herausforderung zu scheitern. Aber Niederlagen sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses und können in wertvolle Erfahrungen umgewandelt werden. Misserfolge bieten direktes Feedback und zeigen, welche Fähigkeiten noch fehlen. Durch Niederlagen lernst du viel über deine Stärken und Schwächen und kannst deine Trainingsmethoden entsprechend anpassen.

Um ein Meister in deinem Bereich zu werden, solltest du nach den Sternen greifen: Strebe nach Fertigkeiten, die zunächst unerreichbar erscheinen, und akzeptiere kurzfristige Niederlagen als Teil des Prozesses. Wenn du dich nicht entmutigen lässt, wird dich dieses unermüdliche Streben weit voranbringen.

Nichts geht über Erfahrung

Intensives Training hat die Fähigkeit, die Arbeitsweise unseres Gehirns zu verändern. Betrachten wir den britischen Tischtennisspieler Desmond Douglas, der für seine blitzschnellen Reflexe berühmt war. Erstaunlicherweise stellten Wissenschaftler fest, dass er die langsamste Reaktionszeit im gesamten britischen Team hatte. Wie konnte er dann so schnell am Tischtennistisch reagieren?

Die Antwort liegt in den Auswirkungen von intensivem Training auf unser Gehirn. Dieses bewirkt zwei wesentliche Veränderungen in der Herangehensweise an eine spezifische Aufgabe. Erstens lernt das Gehirn eines Profis durch jahrelange Erfahrung, komplexe und typische Abläufe in einem bestimmten Bereich besser zu „lesen“ und somit relevante Informationen schneller zu filtern. Bei einer Tischtennispartie kann Douglas‘ Gehirn die wichtigen visuellen Signale rasch auswerten, um die Flugbahn des Balls zu berechnen. Dadurch kann er schneller reagieren als ein Spieler mit kürzerer Reaktionszeit, aber weniger Erfahrung.

Zweitens aktiviert ein geübter Meister andere Hirnregionen als ein Anfänger, der dieselbe Aufgabe ausführt. Beim Erlernen einer neuen Fertigkeit ist der präfrontale Cortex, der Teil des Gehirns, der bewusste Vorgänge steuert, sehr aktiv. Mit viel Übung werden die trainierten Bewegungsabläufe automatisiert und die Kontrolle der Bewegungen wechselt zu den für unbewusste Prozesse zuständigen Hirnregionen.

Sobald ein Tischtennisspieler seinen Topspinschlag perfektioniert hat, kann er sich auf Beinarbeit oder Taktik konzentrieren, während sein Kopf frei bleibt. Das ist der Grund, warum Douglas trotz langsamer Reaktionen ein so schneller Spieler wurde: Langjähriges intensives Training veränderte die Art und Weise, wie sein Gehirn optische Signale während des Spiels verarbeitete.

Wie uns Schlüsselmomente antreiben

Betrachtet man die Geschichte des Profi-Golfs, war Südkorea lange Zeit ein eher unauffälliger Teilnehmer. Doch nach dem Gewinn der Ladies Professional Golf Association (LPGA) Championship durch Pak Se-ri im Jahr 1998, erlebte die Anzahl erfolgreicher südkoreanischer Golferinnen in der LPGA Tour einen rasanten Anstieg. Dies war keineswegs ein Zufall.

Das Phänomen dahinter ist als „motivation by association“ bekannt. Es besagt, dass das Selbstvertrauen der Menschen in ihre eigenen Fähigkeiten und Erfolgschancen steigt, wenn sie Gemeinsamkeiten mit einer erfolgreichen Persönlichkeit erkennen. Dies beruht auf einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis: Unser Wunsch nach Zugehörigkeit führt dazu, dass wir uns mit anderen identifizieren – sogar aufgrund zufälliger Parallelen. Im Fall der südkoreanischen Golferinnen war die Nationalität das verbindende Element.

Ein Experiment verdeutlicht, wie diese Motivation funktioniert. Studenten sollten unlösbare mathematische Rätsel bearbeiten. Zuvor hatten sie einen Bericht über einen fiktiven, sehr erfolgreichen Mathematik-Absolventen gelesen. Wenn dessen Geburtsdatum mit dem der jeweiligen Teilnehmer übereinstimmte, verbrachten sie im Durchschnitt 65% mehr Zeit mit dem Rätsel als diejenigen, die keine Verbindung zum Absolventen hatten. Die zufällige Parallele ließ sie glauben, dass sie ähnliche mathematische Fähigkeiten besitzen könnten und verhalf ihnen so zu mehr Motivation, die Aufgabe lösen zu wollen.

Auch andere alltägliche oder zufällige Begebenheiten können unsere Motivation steigern. Viele Spitzensportler erinnern sich an scheinbar unbedeutende Ereignisse, die ihnen den nötigen Antrieb gaben, um nach herausragenden Leistungen zu streben – sei es eine Beleidigung, eine Anekdote oder eine Herausforderung.

Für die Profifußballerin Mia Hamm war ein Schlüsselmoment, als ihr Trainer ihr erklärte, dass sie den Willen, an der Spitze zu spielen, jeden Tag aufs Neue gedanklich „einschalten“ müsse. Er veranschaulichte dies, indem er das Licht einschaltete.

Die Bedeutung des Selbstbewusstseins

Viele Spitzensportler praktizieren Rituale, um sich vor einem Wettkampf auf den Sieg zu fokussieren. Von außen betrachtet mag dies irrational erscheinen, besonders nach mehreren Niederlagen. Dennoch spielt die realistische Einschätzung der Situation für die Motivation keine Rolle, da es im Wettkampf darum geht, hinderliche Selbstzweifel zu überwinden.

Während eines Wettkampfs kann jeder noch so kleine Zweifel das Scheitern wahrscheinlicher machen: Zweifel erzeugen Nervosität und führen zu zitternden oder verkrampften Muskeln. Dadurch kann ein Golfer den Ball verfehlen oder ein Turner vom Reck stürzen.

Zudem lenken Selbstzweifel wertvolle Konzentration ab, die anderweitig benötigt wird. So könnte auch ein herausragender Fußballer wie David Beckham, wenn ihn Selbstzweifel plagen, wichtige Signale von Teamkollegen übersehen oder einen Fehlpass spielen.

Nervosität kann zudem zu vorübergehendem Gedächtnisverlust führen, wie es viele Menschen mit Lampenfieber vor öffentlichen Auftritten erleben.

Nur wer eine Herausforderung mit der richtigen Einstellung angeht, kann Höchstleistungen erzielen. Unser Geist ist bekanntermaßen in der Lage, den Zustand unseres Körpers erheblich zu beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist der Placebo-Effekt, bei dem eine gesundheitliche Verbesserung nach einer medizinisch unwirksamen Behandlung allein aufgrund des Glaubens des Patienten eintritt. Schwer verletzte Soldaten im Krieg, denen mangels Medikamenten Kochsalzlösung injiziert wurde, verspürten weniger Schmerzen, solange sie glaubten, Morphin zu erhalten.

Ähnlich verhält es sich im Sport. Der Glaube an die eigene Höchstform ermöglicht es dem Körper, optimal zu funktionieren. Auf diese Weise können Athleten ihre Konzentration steigern, während des Wettkampfs ruhig bleiben und ihre Bewegungen besser kontrollieren.

Ein erfolgreicher Sportler muss daher sein Gehirn davon überzeugen, dass er gewinnen wird. Nur dann kann der Körper sein volles Potenzial entfalten.

Angst und Druck

Stellen wir uns vor, wir sind auf einer Party und halten zwei volle Gläser Rotwein in unseren Händen. Um zu unseren Freunden auf der anderen Seite des Raumes zu gelangen, müssen wir einen wertvollen Perserteppich überqueren. In solch einer Situation bewegen wir uns wahrscheinlich extrem behutsam und konzentrieren uns auf die Gläser, um den kostbaren Teppich nicht zu beschädigen.

In unserem Gehirn gibt es zwei Systeme: Das explizite System ist mit unserem Bewusstsein und unserer Sprache verknüpft und arbeitet verhältnismäßig langsam. Es wird aktiv, wenn wir einen Bewegungsablauf bewusst steuern müssen, wie beispielsweise, wenn der Ablauf noch neu ist. Ein Stepptanz-Neuling muss zum Beispiel versuchen, sich die Schrittfolge einzuprägen und jeden einzelnen Schritt bewusst zu kontrollieren, um Fehler zu vermeiden.

Das implizite System hingegen tritt in Aktion, wenn wir Bewegungsabläufe automatisch ausführen. Es ermöglicht uns, Bewegungen schneller und flüssiger durchzuführen und kann mehrere Aufgaben gleichzeitig koordinieren.

Sobald wir eine bestimmte Fähigkeit erlernt haben, wird sie implizit und automatisch gesteuert. Das ermöglicht uns, während des automatisierten Prozesses unsere Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten. Fred Astaire konnte beispielsweise während einer Stepptanznummer singen oder Klavier spielen.

Dennoch kann psychischer Druck, wie Angst oder Erfolgsdruck, dazu führen, dass das explizite System wieder die Kontrolle übernimmt und wir jeden einzelnen Schritt bewusst steuern.

Herausfordernde Aufgaben können diesen Druck erzeugen, besonders wenn wir sie fehlerfrei bewältigen wollen und ein Scheitern unangenehme Konsequenzen hätte. Während wir also mit den Weingläsern über den Teppich balancieren, stellen wir uns möglicherweise den verärgerten Gastgeber und seinen ruinierten Perserteppich vor. Die Angst vor Fehlern führt dazu, dass wir uns so verhalten, als ob wir zum ersten Mal in unserem Leben Weingläser durch einen Raum tragen.

Bei bedeutenden Aufgaben, bei denen Fehler vermieden werden sollen, neigen wir dazu, auch bei vertrauten Tätigkeiten in einen Verhaltensmodus zu verfallen, der typisch ist für jemanden ohne jegliche Erfahrung.

Abschnitt

Ein Alptraumszenario, das viele Top-Athleten kennen: Ein entscheidender Wettkampf steht bevor, der über ihre gesamte Karriere bestimmen könnte. Obwohl sie optimal vorbereitet sind, haben sie plötzlich im entscheidenden Moment nur noch die Fähigkeiten eines Anfängers.

Ein Profisportler hat genug Trainingseinheiten absolviert, um sein implizites Hirnsystem für die Bewältigung komplexer Aufgaben einzusetzen. Wenn jedoch starker Druck aufkommt, überträgt das Gehirn die Verantwortung an den expliziten Teil, was zum sogenannten Choking führt – einer Art Blackout, bei dem der Athlet wieder bewusst die Kontrolle über seine Handlungen übernimmt und somit die Fähigkeit verliert, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Dadurch kann ein Topfavorit schnell auf dem letzten Platz landen.

Um diesen Effekt zu vermeiden, müssen Profisportler sich selbst überlisten, indem sie sich einreden, dass der Wettkampf völlig unwichtig ist. Je weniger dies der Realität entspricht, desto wichtiger ist es, diese Strategie erfolgreich umzusetzen, da mit zunehmendem Druck auch das Risiko des Chokings steigt.

Je stärker der Athlet von der Unwichtigkeit des Ergebnisses überzeugt ist, desto weniger Druck verspürt er. Um dies zu erreichen, kann es hilfreich sein, sich etwas vorzustellen, das im Vergleich zum Wettkampf viel wichtiger ist. Die geliebten Menschen, die Familie oder die eigene Gesundheit sind solche Beispiele. Indem sich Sportler dies vergegenwärtigen, verliert der Wettkampf an Bedeutung und der Druck schwindet.

So kann das implizite Hirnsystem wieder zum Einsatz kommen und der erwarteten Spitzenleistung steht nichts mehr im Wege.

Um ein herausragender Sportler zu werden, muss der Sport natürlich zur Priorität werden – Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Paradoxerweise kann es jedoch manchmal der beste Ratschlag im entscheidenden Moment der Karriere sein, sich durch das Mantra „Es ist nur Sport, es ist nicht so wichtig“ vor einem Leistungsabfall zu schützen.

Zusammenfassung

Erfolg ist nicht vorherbestimmt, sondern basiert auf intensivem Training und einer geeigneten mentalen Haltung. Höchstleistungen werden erreicht, indem man so übt, dass die erforderlichen Veränderungen im Gehirn stattfinden und den gesamten Körper in Form bringen. Um Spitzenleistungen zu erzielen, bedarf es einer unerschütterlichen Entschlossenheit, hoch hinauszuwollen, sowie der Stärke, Rückschläge zu überwinden und aus Fehlern zu lernen.

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