Wie wir Talente fair und vergleichbar einschätzen: Adjusted Age, Koordination und Athletik
Am Anfang steht das Adjusted Age. Es verbindet das kalendarische Alter eines Kindes mit seinem biologischen Entwicklungsstand. Entscheidend ist dabei der PHV (Peak Height Velocity) – der Zeitpunkt, an dem ein Kind sein höchstes jährliches Wachstum erreicht. Manche erreichen den PHV früher, manche später. Dadurch entstehen große Leistungsunterschiede, die nichts mit Talent zu tun haben.
Die Formel:
Adjusted Age = Kalendarisches Alter + (Median-PHV – individueller PHV)
Damit korrigieren wir Vorsprünge und Rückstände. Zwei Kinder gleichen Alters können biologisch über ein Jahr auseinanderliegen – das Adjusted Age setzt sie auf eine gemeinsame Entwicklungsskala. Deshalb ordnen wir die Spielgruppen zuerst nach Adjusted Age: Die Kinder arbeiten mit Gegnern und Partnern, deren Reifegrad vergleichbar ist. Das macht Eindrücke verlässlicher und verhindert, dass Frühentwickler automatisch „besser aussehen“.
Danach betrachten wir die Koordination: Bewegungssicherheit, Bewegungsfluss, Qualität der Grundmuster, Rhythmisierung und die Fähigkeit, neue Bewegungen schnell umzusetzen. Koordination hängt stark vom neuronalen Entwicklungsstand ab und ist einer der frühesten und stabilsten Talentmarker. Gute koordinative Fähigkeiten tauchen häufig lange vor athletischer Dominanz auf. Deshalb ist sie für uns der zweite Prüfstein.
Erst im dritten Schritt bewerten wir die Athletik. Sprint, Sprungkraft, Kraft, Stabilität und Wurfleistung steigen mit zunehmender Reife fast automatisch. Ohne Adjusted Age würden wir biologische Entwicklung mit Talent verwechseln. In Kombination mit Koordination und Adjusted Age können wir Athletik jedoch realistisch einordnen:
– Was ist biologisch erklärbar?
– Wo beginnt echtes Potenzial?
– Wer zeigt für seinen Entwicklungsstand außergewöhnliche Anlagen?
Auf diese Weise erkennen wir aktuelle Ausreißer – und gleichzeitig jene, deren Potenzial erst durch späteres Wachstum sichtbar wird. Früh- und Spätentwickler werden fair verglichen, Entscheidungen werden nachvollziehbarer, und der Talentpool vergrößert sich, ohne die Zahl der Plätze zu erhöhen.
